Im Januar 2025 hatte ich das Glück, eine Woche auf Madeira verbringen zu können. Dabei ist dieser Reisebericht entstanden. Viel Spaß beim Lesen!
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Tag 1 auf Madeira – Hinflug und Anreise – Reisebericht
Mitten in der Nacht aufzustehen, fühlt sich seltsam an, als wolle der Körper partout nicht glauben, was geschieht. Ich fahre alleine zum Flughafen, während die Stadt noch schläft. Drinnen, am leeren Terminal, kaum eine Schlange. Die wenigen Reisenden wirken völlig entspannt, als hätten sie die Eile längst vergessen. Um vier Uhr morgens erreiche ich den Schalter, um halb fünf sitze ich bereits am Gate A18 und lausche meiner Spotify-Playlist – dieses Mal ohne meine Mädels. Es ist ein befremdliches Gefühl, so allein aufzubrechen.
Die zwei Plätze in der Notausgangsreihe habe ich für mich ganz allein. Ich döse sogar kurz weg und bin überrascht von der Ruhe in der Maschine. Mein Bild von TAP Air war bislang eher negativ, doch der Flug verläuft vollkommen entspannt. Die Morgendämmerung entfaltet sich spektakulär über den Wolken, als würde ein gigantischer Vorhang in Glutrot aufgezogen. Nach knapp drei Stunden taucht Lissabon unter uns auf, wir drehen eine Schleife über das Meer. Kaum am Boden, höre ich einen Typen lautstark am Telefon über ein IT-Projekt fachsimpeln. Ich überlege kurz, wie man wohl mitten am Morgen schon so viel Energie aufbringen kann.

Da es erst kurz nach neun ist und mein Weiterflug nach Madeira erst gegen 15 Uhr geht, beschließe ich, dass stundenlanges Herumsitzen am Airport verlorene Zeit wäre. Schnell werfe ich am Gepäckband einen Blick, ob mein pinker Koffer womöglich doch dort gelandet ist. Zum Glück Fehlalarm. Ich bahne mir den Weg nach draußen – dort genieße ich zuerst einen Milchkaffee. Direkt gegenüber entdecke ich eine Metrostation und kaufe mir eine Guthabenkarte für 50 Cent, lade die Fahrt für 1,85 Euro auf und durchquere die Schranke. Alles wirkt unübersichtlich, aber es funktioniert. Die Metro erinnert mich stark an Athen: Roter Plastiksitz mit Korkoptik, lautes Rumpeln durchs offene Fenster.


An der Station São Sebastião steige ich aus, trete ins Freie und finde einen kleinen Park. Ich setze mich, blicke mich um und beobachte die Menschen, die hier offenbar ganz in Ruhe den Tag beginnen. Mir fällt auf, wie viele dunkelhäutige Passanten unterwegs sind, und immer wieder vernehme ich Musik aus alten Radios, zu dem leise Stimmen dezent mitsingen. Die Stadt erscheint mir merkwürdig vertraut, als träfe Kopenhagen auf Athen. Nach ungefähr dreißig Minuten stellt sich heraus, dass ich mich nahezu im Kreis gedreht habe.


Ich finde ein Café mit einem Platz in der Sonne, bestelle Kaffee, Wasser und ein Gebäck aus Blätterteig, Käse und Schinken. Die Bedienung ist auffallend freundlich, obwohl ich die bescheidenen vier Euro mit einem 50-Euro-Schein zahle.


Beim Rückweg schlendere ich durch einen ausgedehnten Park, halte inne an einem riesigen Pool mit türkisen Schimmern, gesäumt von bunten Blumenbeeten. In der Metro zurück irritiert mich die Anzeige: Sie zeigt Stationen, die eigentlich nicht auf meiner Linie liegen – offenbar ein Defekt. Trotzdem gelange ich sicher zurück zum Flughafen. Dort beginnt meine kleine Odyssee: Ich glaube mich an „Terminal 2“ zu erinnern, doch das entpuppt sich als Ryanair-Bereich. Ein eher semi-freundlicher Mitarbeiter erklärt mir, dass ich falsch bin. Zum Glück erwische ich noch den selben Shuttlebus zurück zu Terminal 1.








Der Sicherheitscheck ist schnell erledigt. Ich suche mir einen Sandwichladen mit Steckdosen, denn mein Handy droht den Geist aufzugeben. Ich arbeite zwei Stunden an einem Küchenprojekt, während hinter mir ein älterer Herr im Sitzen so laut schnarcht, dass man meinen könnte, er schlafe bereits seit Jahrzehnten. Hoffentlich verpasst er nicht seinen Flug. Schließlich geht es in den Abflugbereich S, wo sich alle Reisenden in einer großen Halle drängen und auf die Monitore starren. Ringsum finden sich Geschäfte, die aus dieser Aufmerksamkeit Kapital schlagen dürften – denn das exakte Gate im Abflugbereich wird hier erst im letzten Moment angezeigt.
Endlich wird Gate S7 angekündigt. Ich reihe mich ein und bemerke in der Schlange eine Frau, die in regelmäßigen Abständen lautstark grunzt. Das Geräusch ist derart unangenehm, dass ich inständig hoffe, sie möge woanders sitzen. Doch natürlich nimmt sie Platz genau in meiner Nachbarschaft. Selbst ihr Mann und ihr Sohn reagieren nicht, als sei das Grunzen ein so alltäglicher Begleiter wie das Atmen. Die Sitzreihen in diesem Flieger sind unfassbar eng, ich stoße bei jedem Versuch, meine Beine zu verschränken, an die Vorderlehne. Wenigstens bleibt der Mittelplatz frei, sodass ich mich leicht schräg setzen kann. Der ältere Portugiese am Fenster nimmt’s gelassen.
Der Landeanflug auf Madeira beginnt, als wir durch eine dichte Wolkendecke stoßen. Unten tauchen zerklüftete Ausläufer der Insel auf, steil und zackig ins Meer ragend. Kaum setzen wir auf, erfolgt eine abrupte Vollbremsung. Ich weiß um den berüchtigt kurzen Flughafen Cristiano Ronaldo von Funchal, trotzdem zucke ich kurz zusammen. Ein donnernder Applaus erfüllt die Kabine, und ich klatsche herzhaft mit. An der Gepäckausgabe blicke ich erleichtert auf meinen leuchtenden, pinken Koffer. Keine Schlange am Mietwagenschalter von Guerin, denn alles läuft über Self-Check-in. Ich gebe meine Daten ein, erhalte die Bestätigung per E-Mail. Der junge Mitarbeiter hilft geduldig mit dem System.





Im Parkhaus führt mich eine kleine Suche zu einem alten Ford Focus, der ringsum mit Dellen übersät ist. Für 200 Euro für neun Tage sollte man wohl keine Wunder erwarten. Erst nach mehreren vergeblichen Versuchen öffnet sich die Schranke und gibt die Ausfahrt frei. Die Schaltung fühlt sich schwergängig an, doch schließlich geht es auf die Autobahn. Diese windet sich in weiten Kurven entlang schroffer Klippen und verschwindet immer wieder in Tunneln. Der Verkehr wirkt diszipliniert, keine plötzlichen Spurwechsel – gut so, denn die Auffahrten sind hier mitunter erschreckend kurz. An diesen Auffahrten kommt es immer wieder zu stockendem Verkehr und brenzligen Situationen. Also: Obacht auf den Autobahnen von Madeira, besonders wenn Abzweigungen ausgeschildert sind!

Die Dunkelheit bricht rasch herein, ich befürchte bereits für einen Supermarkt wenden zu müssen – da entdecke ich nach einer Kurve ein kleines Schild. Im kleinen Supermarkt Bom Despacho decke ich mich mit dem Nötigsten ein: Bier, Brot, Nudeln, Reis, Wasser, Chips. An der Theke erhalte ich Schinken und eine Wurst, die geheimnisvoll aussieht. Ich hoffe inständig, es ist keine Blutwurst. Mit Händen und Füßen gelingt eine Art Verständigung. Im Laden wird geraucht und getrunken, doch die Atmosphäre ist herzlich und unbeschwert.

Weiter geht es zur „Villa Brava“, meinem kleinen Apartment für die Woche oberhalb von Ribeira Brava. Einmal verpasse ich die Abzweigung und muss wenden. Schließlich folge ich Mariselas Videoanleitung und nehme einige Stufen hinunter in die Dunkelheit. Den Koffer, den Rucksack, die Einkäufe und die Laptoptasche schleppe ich in einem Zug – ein Balanceakt. Unten angekommen, ahne ich die Aussicht aufs Meer und kann sogar die Wellen leise rauschen hören.
Erstmal prüfe ich das Internet: Alarmierend langsam. Ich entdecke: Der Router steckt nicht, also eben rein damit, und schon läuft die Verbindung tadellos. Ich koche Nudeln mit Pesto, trinke ein halbwarmes Bier und setze mich im T-Shirt auf die Terrasse. Die Nacht ist mild, ein stetiges Raunen des Atlantiks klingt herauf. Ich schreibe diese Zeilen in mein Reisetagebuch und genieße den Moment. Was für ein Leben.
Tag 2 auf Madeira – Reisebericht – Fanal Forest und Seixal
Ich erwache herrlich ausgeschlafen, als hätte die Nacht mich in warme Watte gepackt. Im Küchenschrank wartet Pulverkaffee auf mich; ich greife noch nach meinem Pullover und trete hinaus in die morgendliche Frische. Eine sanfte Brise umspielt mich, als sei sie eigens zum Wecken hierher bestellt. Ringsum mischen sich Hundegebell und Hahnenschrei mit dem leisen Gedudel aus kleinen Transistorradios zu einer ungewöhnlichen, doch fast magischen Symphonie.
Während ich Tagebuch schreibe, kommt mir der Gedanke, meine Sprachkenntnisse zu schärfen. Also entwerfe ich sogleich einen Blogartikel über die portugiesische Sprache. Ungewohnt, so zu arbeiten, wenn man eigentlich Urlaub macht, doch mein Laptop ist diesmal tatsächlich mit im Gepäck. Dann ein Videocall mit meiner Frau: Sie lacht, zeigt mir daheim das Wetter und wartet geduldig, bis ich das Goodiebag öffne, das sie mir heimlich eingepackt hat. Eine zuckersüße Idee: Kleine Snacks, Sonnencreme, „Rei aus der Tube“ (ein Gruß aus vergangenen Zeiten), Duschgel und ein Madeira-Reiseführer. Alles fein säuberlich in buntes Papier gehüllt. Herz aller Liebst.
Zum Frühstück richte ich mir weiches Brot mit Schinken und Käse, notiere erste Gedanken zur Tagesroute und schwinge mich gegen elf Uhr ins Auto. Mein Ziel: Der Wald von Fanal, auch Fanal Forest genannt. Die Straßen winden sich an kleinen Orten vorbei und steigen Serpentine um Serpentine in immer größere Höhen. Schließlich taucht ein Wald auf, der allerdings Spuren von Forstarbeiten trägt – hier stehen teils kahle Stämme und Forstmaschinen, die die Idylle leise stören. Doch schon bald lichtet sich das Gewirr, und ich erreiche ein Hochplateau, das den Blick freigibt auf zahlreiche Wanderwege. Noch ein paar Kurven, und ich stehe am Parkplatz des berühmten Fanal Forest.

Kaum steige ich aus, erkenne ich die knorrigen, bemoosten Bäume, die auf Fotos meist so verwunschen wirken. Manche sind regelrecht ausgehöhlt, andere recken sich mit verdrehten Ästen gen Himmel. Im Hauptteil des Waldes wuseln bereits die Instagram-Fotografinnen, die den Bäumen mit Selfiesticks und Posen auflauern. Ich dagegen halte mich eher links und entdecke Kühe, die hier frei weiden, als wären sie die eigentlichen Herren dieser wildromantischen Szenerie. Neugierig steige ich einen steilen Hang hinauf, von oben eröffnet sich ein atemberaubendes Panorama – perfekte Gelegenheit, die Drohne steigen zu lassen. Während sie summend über die Baumwipfel kreist, spüre ich den Wind stärker werden.
Meine Kamera spinnt zwischendurch und belichtet auf ISO 1600. Ich hoffe, die Aufnahmen taugen trotzdem etwas.






















Nach einiger Zeit schreite ich zurück zum Auto und peile den nächsten Stopp an: Den Wanderpfad entlang der Levada dos Cedros. Schon beim Aussteigen höre ich das Wasser murmelnd fließen. Ich laufe nur zehn Minuten den schmalen Pfad entlang, bis mich hinter einer Biegung das glasklare Plätschern des Bachs in seinen Bann zieht. Wie zufällig brechen Sonnenstrahlen durch das Blätterdach, und ich nutze die Gelegenheit, um Kamera und Mikro aufzubauen. Fünf Minuten lang filme und lausche ich, als wäre das Rauschen ein uraltes Wiegenlied.





Eigentlich wollte ich weiter zu den berühmten Schwimmbecken von Porto Moniz, doch Google Maps zeigt eine Sperre an. Also lenke ich den Wagen Richtung Seixal (oft auch Saixal geschrieben). Der erste Strand, an dem ich halte, ist mehr Geröllhalde als Idylle. Einige Fischer versuchen dennoch ihr Glück, ein Taucher ist weiter draußen zu sehen. Ich fahre durch enge Gassen, beobachte das geschäftige Treiben in den Restaurants. Die Abzweigung zum zweiten Strand übersehe ich. Halb so wild, ich habe genug Eindrücke gesammelt und steuere wieder Ribeira Brava an. Zahlreiche Tunnel machen den Rückweg überraschend schnell.

An meinem vertrauten kleinen Supermarkt lege ich einen Zwischenstopp ein, um ein paar Kleinigkeiten einzukaufen. Dann aber passiert das Malheur: Beim Einparken am Apartment setze ich mit dem Unterboden auf einem Randstein auf – oder besser gesagt, auf einem kleinen Mauerstück, das tückisch in die Einfahrt ragt. Für einen Moment glaube ich, ich stecke fest, doch mit lautem Knirschen komme ich im Rückwärtsgang wieder frei. Vollkasko macht sich also wieder bezahlt.
Zum Schluss schleiche ich, bepackt mit Einkaufstüten, den Weg zum Apartment hinab. Dabei entdecke ich in der Barbecue-Ecke einen Stuhl, der deutlich bequemer aussieht als die schmalen Hocker, die auf meiner Terrasse stehen. Ich schnappe ihn mir kurzerhand. Auf der Terrasse setze ich mich zufrieden darauf, telefoniere erst mit meinem Bruder, dann mit meiner Tochter und öffne ein kühles Bier.
Tag 3 auf Madeira – Lavadas und Santana – Reisebericht
Tag drei auf Madeira beginnt früh, da es abends keine große Ablenkung gab und ich mich früh zur Ruhe gelegt hatte. Ein Blick aus dem Fenster verrät durchziehende Wolken, aber das Blau dazwischen verspricht dennoch einen freundlichen Tag. Ich schenke mir Kaffee ein und notiere erste Gedanken in mein Reisetagebuch, während es draußen bereits rege zugeht: irgendwo bellt ein Hund, auf einem anderen Hügel kräht ein Hahn.
Heute will ich erneut in den Norden fahren und lege mir eine ausführliche Route zurecht. Die Schnellstraße schneidet schnurgerade durch das Herz der Insel, nur um sich dann in Serpentinen und Tunneln wieder in die Höhe zu winden. Ein großartiges Panorama entfaltet sich: wilde Bergkämme, tiefgrüne Täler, Wolkenfetzen, die sich an Felswänden brechen. Kurz halte ich an einem besonders eindrucksvollen Aussichtspunkt – doch offenbar ist es der private Hof eines Portugiesen, der mir mit wütendem Geschrei und heftiger Gestik zu verstehen gibt, hier unverzüglich zu verschwinden. Hastig entschuldige ich mich, zeige meine Kamera und fahre weiter. In einem kurzen Anflug von Panik suche ich nach meinem Portemonnaie, das ich gestern zuletzt gesehen habe, finde es aber erleichtert im Fotorucksack.

Nach einigen Tunneln und steilen Kurven erreiche ich den Levada do Rei, die königliche Levada. Voller Tatendrang ziehe ich meine Wanderschuhe an und folge dem schmalen Wasserlauf. Das Wasser plätschert hier steil einen Berg hinab, während der Weg in einer sanften Kurve abzweigt. Kurios, denke ich mir, und gehe weiter auf einem breiten, eher rustikalen Pfad. Äste und Holzspäne liegen herum, im Gebüsch raschelt es ständig. Ich beobachte eine Eidechse, huschend und langgestreckt, und einen kleinen Vogel, der munter auf dem Weg hüpft. Nach einem Kilometer stehe ich an einer Schlucht – das Ende der Strecke. Da habe ich wohl die richtige Abzweigung verpasst, wo das Wasser rauschend den Berg hinunterstürzt. Schade, also zurück zum Wagen.


Mein nächstes Ziel ist der Leuchtturm von Ponta de São Jorge, der sich allerdings als recht unspektakulärer Betonbau entpuppt. Also weiter nach Santana. Ich fahre einmal durch den Ort, auf der Suche nach einem geeigneten Parkplatz, entscheide mich schließlich für eine steile Zufahrtsstraße. Hier herrscht munteres Treiben, vor allem rund um den Marktplatz, wo in kleinen Buden frische Früchte feilgeboten werden. Dann entdecke ich die berühmten Casas Típicas, jene strohgedeckten Häuschen mit den roten Türrahmen in A-Form, eingerahmt von Blumenbeeten und wackelig aussehenden Holzbänken. Süß und pittoresk wie in einem Märchenbuch. Ich kaufe mir im Supermarkt nebenan eine Cola, während ich die Szenerie auf mich wirken lasse. Ein hübsches Exemplar eines Casas Típicas steht etwas abseits, neben einem wuchtigen Betonklotz, von einem geschmackvoll bepflanzten Garten umgeben. Ich fotografiere es ausführlich.

Nächster Halt ist der Aussichtspunkt Miradouro do Guindaste unterhalb von Faial. Hier ragt ein karger Felsen wie ein grober Adlerkopf über die Steilküste, und unten tosen die Wellen in wilder Gischt. Ein fantastisches Motiv für die Drohne. Tief unten, fast winzig, erkenne ich eine weitläufige Sportanlage mit Fußballplatz, Kartbahn und Tennisplätzen.


Dann geht es weiter nach Porto da Cruz. Oberhalb der Stadt bleibe ich an einem Ausguck stehen. Der Strand wimmelt von Surfern, doch es zieht mich nicht hinunter. Ich genieße lieber den Ausblick und suche mir anschließend eine Route zur Levada dos Balcões. Die Straße dorthin ist ein Abenteuer für sich: schroffe Abgründe, üppige Vegetation, Serpentinen, die volle Konzentration erfordern. Die GoPro an der Windschutzscheibe filmt eifrig mit – das Material dürfte später ein wahres Spektakel sein.


Kurz vor dem Wanderweg scheine ich an einem sonntäglichen Hotspot zu landen: Ein Ausflugslokal, dicht belagert von Einheimischen, sorgt für teils chaotische Parksituationen. Ich schlängele mich rückwärts in eine schmale Lücke, wobei mir der Gegenverkehr freundlich Platz macht. Kaum bin ich ausgestiegen, wird eine freie Stelle direkt gegenüber frei – ein kleines Geschenk des Augenblicks. Ich beginne den Spaziergang entlang des Wasserkanals. Diesmal ohne Wanderschuhe, denn der Weg ist flach und festgetreten. Nach einigen Minuten bemerke ich, dass ich laut Karte längst die doppelte Distanz hätte gehen sollen. Ich hatte mir fest vorgenommen, den Pfad nicht aus den Augen zu verlieren, doch schon frage ich mich, ob ich die GoPro wohl vom Auto genommen habe. Ich kehre um, in einer plötzlich aufkommenden Unruhe, nur um festzustellen, dass ich sie natürlich längst abmontiert habe. So recht packt mich das Wandern nicht; jeder zusätzliche Schritt bedeutet auch einen längeren Rückweg.




Irgendwann entscheide ich mich, den Tag in Richtung Funchal zu beenden, um mir den tropischen Garten anzuschauen. Doch als ich vor der Zufahrtsstraße stehe, erkenne ich die halsbrecherische Steigung und verzichte lieber. Also zurück zu meinem kleinen Supermarkt – heute geschlossen, denn es ist Sonntag. Müde und hungrig lasse ich mich schließlich auf meiner Terrasse nieder. Kaum will ich die Erlebnisse des Tages ins Tagebuch schreiben, spüre ich erste Regentropfen. Ich weiche nach drinnen, koche mir ein Risotto und lege ein paar Scheiben Chorizo dazu, dazu ein wenig Rotwein. Draußen trommelt der Regen an die Fensterläden, während ich den Tag in Gedanken Revue passieren lasse und früh unter die Decke schlüpfe.

Tag 4 auf Madeira – Arbeiten und Aussicht bei Regen – Reisebericht
Ich stehe noch vor Sonnenaufgang auf und richte mir meinen provisorischen Arbeitsplatz an der kleinen Bar ein, die in meinem Apartment als Küchentresen dient. Der Tag bricht an, doch draußen prasselt Regen gegen die Fenster, als wolle er die Insel auswaschen. Immer wieder blicke ich sehnsüchtig auf das Meer – eine graublaue Fläche, die heute fast nahtlos in den wolkenverhangenen Himmel übergeht. Zum Glück funktioniert das Internet einwandfrei, meine Meetings verlaufen störungsfrei. Dann, gegen Mittag, legt die eigentliche Regenfront los: Madeira wird von einem dichten Wolkenschleier umhüllt und verschwindet beinahe vor meinen Augen.
Nach Feierabend hat sich das Unwetter wieder verzogen. Ich kann nicht widerstehen und schnappe mir den Autoschlüssel, um dem Aussichtspunkt oberhalb von Ribeira Brava einen Besuch abzustatten. Die Straße dorthin ist nass und glänzend im letzten Tageslicht. Oben angekommen, umfängt mich eine dramatische Szenerie: Wolkenfetzen hängen an den Berghängen, der Atlantik darunter liegt wie ein aufgewühlter Spiegel. Ein Moment der Ruhe, den ich nur mit wenigen anderen Teilzeit-Abenteurern teile.

Auf dem Rückweg halte ich an meinem vertrauten kleinen Supermarkt, fülle meinen Einkaufskorb mit Wasser, Milch und ein paar Kleinigkeiten. Eine Gewürzmischung mit Paprika und Kumin lacht mich an, ich nehme sie mit, ohne recht zu wissen, was ich damit anfangen werde. Doch in meiner Küche zu Hause werden solche spontanen Käufe oft zu wahren Schätzen.
Zum Abendessen gibt es Nudeln mit einer schnellen Tomatensauce, nachdem mittags die Reste des Risottos verschwunden sind. Früh lege ich mich schlafen, wie eine Katze, die den ganzen Tag dem Rauschen des Regens gelauscht hat. Gegen Mitternacht schrecke ich für einen Moment hoch und registriere, dass ich mich schon überraschend ausgeruht fühle. Ich lausche in die Dunkelheit hinein, höre das leise Tropfen draußen, lasse mich wieder ins Kissen sinken und bin kurz darauf zurück in den Träumen.
Tag 5 auf Madeira – Câmara de Lobos und Cabo Girão – Reisebericht
Tag 5 auf Madeira beginnt im Dunkeln, der Sturm wütet noch immer und rüttelt an den Fensterläden wie ein unwilliger Riese. Noch vor Tagesanbruch reißt mich lautes Scheppern aus dem Schlaf: Der Wind hat einen Metallstuhl auf meiner Terrasse umgeworfen und lässt jetzt wahre Sturzbäche niedergehen, die sich in kleinen Seen und Rinnsalen sammeln. Ich setze mich an meine improvisierte Bar und starte in den Arbeitstag. Meine erste Präsentation läuft gut, trotz unablässigem Prasseln auf dem Dach. Zwischendurch klart das Wetter immer wieder kurz auf, Regenbogen zeigen sich über dem Atlantik.

Am Nachmittag gönnt sich das Wetter eine kurze Verschnaufpause, und ich fahre nach Câmara de Lobos, einem Fischerort gleich um die Ecke. Kaum rolle ich auf den zentralen Parkplatz, da springen verwahrloste Gestalten herbei, um mich einzuweisen. Ich greife automatisch nach Münzen, denn mir schwant, dass es hier nicht um reine Hilfsbereitschaft geht. Auch am Parkautomaten wiederholt sich die Szene.
Dann nehme ich die Treppe links vom Hafen, um mir einen Überblick zu verschaffen: Unter mir breitet sich ein dunkler Kiesstrand aus, daneben ein Hafenbecken, in dem die Fischerboote eng aneinanderliegen – sicher kein Zufall, dass sich hier vor Jahrhunderten eine Siedlung entwickelte. Diese Insel vor 500 Jahren zu erschließen, ohne Straßen und Infrastruktur, muss unfassbar mühsam gewesen sein.

In den Cafés nahe der Boote tummeln sich Einheimische und Touristen gleichermaßen, die kleine Einkaufsstraße lockt mit einer hübschen Kapelle und allerlei Krimskrams. Ich schlendere weiter entlang der Hafenmauer, wo gegen die Felsen gegenüber gewaltige Wellen krachen und auf einer Mauer ein Porträt einer mächtigen Robbe prangt. Berühmt ist dieser Ort auch dafür, dass Winston Churchill hier einst malte – eine bronzene Statue mit Zigarre und Hut erinnert daran, gleich vor dem nach ihm benannten Hotel.







Nächster Halt: Cabo Girão. Um dorthin zu gelangen, folge ich einem Bus, der scheinbar an jeder zweiten Haustür hält, um Fahrgäste aussteigen zu lassen – offizielle Haltestellen sind offenbar nur eine vage Empfehlung. Oben angekommen, ist der Parkplatz halb leer. Ich kämpfe kurz mit dem Ticketautomaten, der meine drahtlose Bezahlmethode nicht anerkennt, doch schließlich kann ich durchs Drehkreuz treten. Nur wenige Schritte später befinde ich mich auf dem Skywalk: Eine halbkreisförmige Plattform mit Glasboden, die Hunderte Meter in die Tiefe blicken lässt. Ich trete wie auf dünnem Eis, sachte und prüfend, fasziniert von der gigantischen Fallhöhe unter mir. Ringsum zieht sich die schroffe Küste entlang, bedrohliche Wolken ballen sich über dem leuchtenden Meer. Ein Pärchen bittet mich um ein Foto, ich helfe gern und tausche wenige Sätze mit ihnen. Dann ziehen Regenfetzen auf, und ich mache mich auf den Rückweg.

Die steilen Straßen abwärts erfordern volle Konzentration. Wie gewohnt biege ich noch kurz in meinen kleinen Supermarkt, heute liegen Pizza, Brötchen und frische Salami im Korb. Draußen tobt der Regen weiter, wenn auch spürbar nachlassend. Zurück in meinem Apartment, verstaue ich die Einkäufe und lasse den Tag ausklingen. Der Sturm ist ruhiger geworden, doch seine Präsenz ist noch zu spüren – wie ein müder Gigant, der sich allmählich zur Ruhe begibt. Mit dem Sonnenuntergang klart der Himmel auf und verspricht besseres Wetter für die nächsten Tage.

Tag 6 auf Madeira – Anjos-Wasserfall und Calheta – Reisebericht
Tag 6 auf Madeira – endlich ist der Sturm abgeklungen, doch ein leichter Regen tröpfelt noch vom Himmel. Ich beginne den Vormittag wieder mit meinem Job und genieße zwischendurch den Anblick wechselnder Wolkenformationen, die gemeinsam mit der Sonne einen Regenbogen nach dem anderen über dem Atlantik entstehen lassen. Wirklich magisch.

Später kann ich sogar auf der Terrasse arbeiten: Die Sonne sticht so kräftig, dass ich tatsächlich Sonnencreme auftragen muss. Nach Feierabend lenke ich mein Auto gen Westen, um die Südküste weiter zu erkunden. Mein erstes Ziel ist der Wasserfall von Anjos – ein wahres Spektakel, das von einem stillgelegten Tunnel aus erreichbar ist. Die alte Straße ist teils verfallen und bewachsen mit Gras, das an Seetang erinnert. Der Wasserfall selbst stürzt unablässig auf den Straßenbelag hinab, wo sich entlang des engen Parkplatzes vor der abgesperrten Straße schnell ein kleines Verkehrschaos entwickelt. Autos wenden auf engstem Raum, Lieferwagen und Besucher finden kaum Platz.

Die Rückfahrt gerät zur Geduldsprobe, denn Regen setzt wieder ein und die Straßen sind steil und kurvig. In Calheta, wo ich kurz einkaufe, werfe ich einen fragenden Blick auf die nahezu senkrecht abfallende Straße zum Strand. Eine Kassiererin versteht meine Frage nach der Sicherheit leider nicht, also bleibe ich zunächst oben, trinke eine Cola unter dem Vordach und betrachte die Läden der Ladenzeile: Ein Friseur, ein Modegeschäft, ein Immobilienmakler. Irgendwann wage ich doch die Abfahrt. Unten erwartet mich ein großzügiger Sandstrand, eingefasst von mächtigen Mauern, die die tobende Brandung abhalten. Palmen säumen das Ufer, ein künstliches Paradies, das dennoch viel Atmosphäre versprüht. Ein kleiner Spielplatz auf einer Anhöhe ist gut besucht, Kinder kreischen vor Freude, während die Gischt an die Befestigung donnert. In der Flussmündung schwimmen 2 Enten mit bunten Gesichtsfedern.





Der Heimweg gestaltet sich schwieriger als gedacht – mein Navi verliert im Tunnel jedes Mal die Orientierung, so dass ich mehrfach falsch abbiege. Zwei mir bereits bekannte Katzen führen mich wie kleine Wächter zu meinem Apartment. Ich habe sie schon in den letzten Tagen an gleicher Stelle bemerkt; sie betrachten mich mit dem nachsichtigen Blick, den Katzen oft haben, wenn man mit leeren Händen zurückkehrt. Diesmal trage ich Einkaufstüten, also muss ich mich wohl nicht kritisieren lassen.
Auf meiner Terrasse erlebe ich die Abendstunden so, wie ich sie mir erträumt hatte: milde Luft, ein leichter Duft von Meer und meine Gedanken, die sich im Rauschen der Wellen verlieren. Zum Abschluss mache ich mir ein paar köstliche Sandwiches, deren Aroma von geschmolzenem Käse und Schinken mich in selige Zufriedenheit versetzt. Das Handy lockt mich noch mit unzähligen belanglosen Videos, denen ich viel zu lange verfalle. Irgendwann lege ich es beiseite und lasse den Tag in ruhiger Dankbarkeit ausklingen.
Tag 7 auf Madeira – Genuss auf meiner Terrasse – Reisebericht
Tag 7 auf Madeira: Ich erwache mit schwerem Kopf, war gestern Abend zu spät wach. Kaffee kochen, Social Media checken, eine hastige Dusche – dann tauche ich in meine Arbeit ab. Es ist einiges los in den Projekten, die Kommunikation reißt nicht ab, doch glücklicherweise kann ich zwischendurch ein wenig nach draußen und mir die milde Atlantikbrise um die Nase wehen lassen.
In einer Pause gönne ich mir eine Orange, gekauft im kleinen Supermarkt. Sie ist derart saftig und süß, dass mir die Finger kleben. Meine Filetierkunst lässt zwar zu wünschen übrig, aber der Geschmack macht es wett. Am Nachmittag jedoch verlässt mich die Lust, die Insel weiter zu erkunden. Stattdessen setze ich mich auf die Terrasse, schreibe mein Reisetagebuch und lasse meine Drohne steigen. Der Wind ist frisch, doch die Aufnahmen der Küste sind grandios. Zum Lohn schenkt mir der Himmel einen spektakulären Sonnenuntergang, ein Spiel aus rotem Licht und langsam aufziehender Dämmerung.

Leider habe ich mir hier eine recht ungesunde Abendroutine angeeignet: Heute ist es wieder eine große Portion Nudeln, dazu eine Tüte Chips – eine Bombenladung für den Magen. Schwerfällig lege ich mich früh zur Ruhe, schlafe aber mäßig. Vorher telefoniere ich noch mit meiner Tochter, die gerade ihr Praktikum in einer Anwaltskanzlei macht und unzufrieden ist, weil sie sich unterfordert fühlt. Ich spreche ihr Mut zu, ermuntere sie, selbst etwas Initiative zu zeigen. Morgen nimmt sie ihren Laptop mit, um ihren Praktikumsbericht zu schreiben. Das wird schon, sage ich mir, und hoffe, dass meine Worte ihr wirklich helfen. Dann klappe ich das Handy zu und lausche in die madeirensische Nacht, die allmählich in meinen unruhigen Schlaf übergeht.


Tag 8 auf Madeira – Funchal und die Korbschlitten – Reisebericht
Tag 8 auf Madeira beginnt mit einer Erinnerung an meinen gestrigen Fehler: Sodbrennen durch allzu üppiges Knabbern kurz vorm Schlafengehen. „Keine Chips mehr am Abend“, schwöre ich mir, während ich nach einer schnellen Dusche einen heißen Kaffee schlürfe. Ein lang geplanter Projekttermin zu individuell geplanten Küchen wartet. Er läuft reibungslos, sodass ich bereits am Mittag den Feierabend einläuten kann.
Dies kommt mir sehr gelegen, denn heute will ich Funchal erkunden. Die Fahrt dorthin verläuft erfreulich unkompliziert. Ich entdecke direkt an der Markthalle ein Parkhaus, das allerdings enge Stellplätze wie Sardinendosen bereithält. Mit etwas Rangieren gelingt es mir schließlich, das Auto ohne weiteren Blechschaden abzustellen.
Kaum trete ich in die Markthalle, umfängt mich lautes Gewusel: In der Mitte stapeln sich Obst und Gemüse, ein buntes Potpourri aus glühenden Orangen, leuchtenden Maracujas und prallen Mangos. Am Rande locken Blumenhändler und Weinläden, die stolz die Schätze Madeiras präsentieren. Endlich finde ich hochwertige Madeira-Produkte: Wein, Poncha, Honig und Marmelade landen in meinem Rucksack.

Eine Händlerin macht gerade Inventur; sie lacht verschmitzt und beglückwünscht mich, dass ich mit solch lästiger Arbeit nichts zu tun habe. Im Obergeschoss blicke ich hinunter in den Trubel, während im Fischbereich gewaltige Thunfische zerlegt und Degenfische filetiert werden. Sogar Stockfisch hängt hier, wie Relikte aus alten Zeiten.

Ich verlasse die Markthalle und schlendere zur Uferpromenade. Der Anblick ist imposant: auf der einen Seite der weite Atlantik, auf der anderen ein Geflecht aus Straßen, Kirchtürmen und Arkaden. Ein weißer Glockenturm lockt mich nach rechts in eine hübsche Gasse, wo Cafés und Bars eine gemütliche Oase formen. Weiter führt mich mein Spaziergang durch eine autofreie Einkaufsstraße. Hier probiere ich eine lokale Spezialität – Knoblauchbrot, würzig, warm, großartig.

Mein nächstes Ziel sind die berühmten Korbschlitten oberhalb von Funchal. Um die Endstation zu erreichen, folge ich zu Fuß einer schmalen Straße und stelle fest, dass man die Tickets nur oben kaufen kann. Taxis lauern ohnehin in der Nähe und wittern eine lukrative Fahrt. 25 Euro ist mir zu teuer, doch einer lässt sich auf 15 Euro ein, was meiner Schmerzgrenze entspricht. Er entpuppt sich als freundlicher Gesprächspartner, gibt mir Tipps für Sehenswürdigkeiten und lässt mich eine seiner Karten fotografieren.
Oben angekommen, der nächste Schock: Nur Bargeld wird akzeptiert, und meine letzten 30 Euro reichen gerade so für das Ticket. Dafür geht es jetzt los. Zwei Männer, gekleidet wie aus einer alten Postkarte, nehmen hinter dem Korb Aufstellung. Sie signalisieren mir, ich möge meinen Hut abnehmen und die GoPro griffbereit halten. Schon rutschen wir den Berg hinab. Ein paar Schlitten vor uns haben Schwierigkeiten, doch unsere Lenker manövrieren zielsicher wie Regisseure einer stillen Filmszene. Überholen wäre möglich, aber kostete eine „Strafe“, scherzen sie – sie wollen überholen, wenn ich diese übernehme. Ich lehne dankend ab. Nach knapp fünf Minuten ist das Spektakel vorbei, und ein Fotograf bietet mir ein Ankunftsbild an, das zum Glück mit Karte zahlbar ist. Ein witziges Andenken.

Anschließend erfahre ich, dass eine Seilbahn direkt nach oben führt und so den Korbschlitten-Ausflug perfekt ergänzen würde. Ich hadere kurz, ob ich noch den Botanischen Garten besuchen soll, entscheide mich jedoch dagegen. Beide Gärten kosten Eintritt, und die Blütenpracht dürfte um diese Jahreszeit recht übersichtlich sein. Stattdessen fahre ich spontan nach Ponta do Sol, um Wellengeräusche aufzunehmen – eine kleine Audio-Obsession, der ich regelmäßig fröne. Leider ist es recht windig, und ich bin nicht sicher, ob die Mikrofonaufnahmen gelingen. Mein letztes 50-Cent-Stück wandert in den Parkautomaten, bevor ich schließlich den Weg in mein Apartment antrete.

Auf der Terrasse lasse ich die Abendstimmung auf mich wirken. Genau so hatte ich mir Madeira vorgestellt: mildes Licht, das sanft über die Hügel streicht, und ein Hauch von Meersalz in der Luft. Ich schreibe mein Reisetagebuch und genieße den Moment – ohne Chips, dafür mit umso mehr Zufriedenheit.
Tag 8 auf Madeira – Pico do Arieiro und Abschied- Reisebericht
Tag 9 auf Madeira – mein letzter Tag. Der Morgen empfängt mich mit Regen, doch ich trinke rasch einen Kaffee und nutze meine letzten Vorräte für ein einfaches Frühstück: Ein Sandwich und zwei Eier, notdürftig, aber ausreichend. Früh am Tag breche ich zum Pico do Arieiro auf und durchbreche schließlich die Wolkendecke. Plötzlich strahlt der Himmel azurblau vor mir.

Google Maps versucht mich auf eine „um zwei Minuten kürzere“ Route zu lotsen. Prompt finde ich mich auf einer halsbrecherischen Seitenstraße mit extremem Gefälle wieder. Anfangs führt sie durch einen urtümlichen Wald, dicht und feucht, ehe ich die Baumgrenze überquere und nur noch grüne Sträucher sehe. Der Ausblick in die Gebirgslandschaft ist atemberaubend. Oben angekommen, parke ich nah am Gipfel, löse einen Parkschein für drei Stunden und wage mich auf den steilen Gratpfad. Anfangs begleitet mich Sonne und ein grandioser Rundumblick, dann tauche ich unvermittelt in eine dicke Regenwolke ein. Ein paar Vögel huschen durch die Nebelschwaden, auch seltsam hühnerartige Wesen laufen umher. Ich stapfe Stufe um Stufe, der Weg ist gut gesichert, aber anstrengend. Letztlich finde ich einen Aussichtspunkt, der mir trotz Nässe und Wolken einen Hauch von Majestät vermittelt.



Zurück fahre ich eine konventionellere Route, doch im dichten Nebel der Wolke sehe ich kaum mehr als ein paar Meter weit. Nach etwa einer Stunde bin ich zurück in Ribeira Brava, wo ich extra volltanke, um es mir morgen früh zu ersparen. In der Villa Brava mache ich mir Pizza, beginne langsam meine Sachen zu packen. Ich denke an meine Familie, auf die ich mich freue, doch ich weiß schon jetzt, wie sehr ich den Blick aufs Meer, das milde Klima und die raue Schönheit der Insel vermissen werde.

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