Levada dos Cedros

Die Levadas auf Madeira

Die Levadas auf Madeira: Ein Meisterwerk der Ingenieurskunst

Die Levadas sind eines der beeindruckendsten Merkmale der Insel Madeira. Diese schmalen Bewässerungskanäle, die sich über 2000 Kilometer erstrecken, prägen nicht nur die Landschaft, sondern auch die Geschichte, Kultur und Wirtschaft der Insel. Ihre Ursprünge reichen bis ins 15. Jahrhundert zurück, und bis heute sind sie ein faszinierendes Beispiel für menschliche Ingenieurskunst.

Die Ursprünge der Levadas: Wasser als Lebensgrundlage

Die Geschichte der Levadas begann kurz nach der Besiedlung Madeiras im Jahr 1419. Schon früh erkannten die ersten Bewohner, dass die ungleiche Verteilung von Wasser ein Problem für die Landwirtschaft darstellte. Während die regenreichen Gebiete im Norden Madeiras reichlich Wasser führten, waren die fruchtbaren, aber trockeneren Regionen im Süden auf künstliche Bewässerung angewiesen.

  • Die ersten Levadas: Bereits 1461 ernannte Prinz Ferdinando zwei Männer, die sogenannten Hereus, zur Verwaltung der Wasserverteilung. Die ersten Levadas waren aus Holzbalken gebaut und eher kurz. Ein berühmtes Beispiel aus dieser Zeit ist die Levada de Santa Luzia aus dem Jahr 1515, eine der ältesten Kanäle auf der Insel.
  • Maurisches Know-how: Die Bauweise der Levadas wurde stark von den Bewässerungstechniken der Mauren beeinflusst, die ihr Wissen auf die portugiesischen Kolonien übertrugen.

Der Ausbau im 17. Jahrhundert: Levadas für den Zuckerrohranbau

Mit der Entwicklung der Zuckerrohrindustrie auf Madeira wuchs der Bedarf an Wasser enorm. Ab 1650 begann ein umfangreicher Ausbau der Levadas, um Wasser aus dem feuchten Norden zu den Plantagen im Süden zu transportieren.

  • Herausfordernde Bauarbeiten: Die Levadas wurden oft in schwindelerregenden Höhen und durch unwegsames Gelände gebaut. Arabische und afrikanische Sklaven, die Rocheiros genannt wurden, leisteten dabei gefährliche Arbeit. Sie mussten mit Seilen gesichert an steilen Felswänden arbeiten, um die Kanäle zu errichten.
  • Wassermühlen: Neben der Bewässerung spielten die Levadas auch eine zentrale Rolle für den Betrieb von Wassermühlen, die Zuckerrohr zu Melasse und Zucker verarbeiteten.

Die Modernisierung im 20. Jahrhundert

Bis ins 20. Jahrhundert wurde der Bau der Levadas hauptsächlich von Privatpersonen oder Großgrundbesitzern finanziert, was häufig zu sozialen Spannungen führte. Ab 1900 griff der Staat ein, um das Wassermanagement zentral zu regeln.

  • Verstaatlichung: Im Jahr 1943 gründete die Regierung die Comissão Administrativa dos Aproveitamentos Hidráulicos da Madeira, um den Bau und die Wartung der Levadas zu überwachen.
  • Erweiterung des Systems: Zwischen 1943 und 1973 wuchs das Netz von 1000 km auf 1400 km an. Diese Ausdehnung ermöglichte die Bewässerung nahezu aller landwirtschaftlich nutzbaren Flächen der Insel.

Levadas heute: Bewässerung, Stromerzeugung und Tourismus

Das Levada-System ist bis heute in Betrieb und hat seine Bedeutung für die Insel nicht verloren. Neben der Bewässerung werden die Levadas nun auch zur Stromerzeugung genutzt. Zudem haben sie sich zu einem beliebten Ziel für Wanderer entwickelt.

  • Wanderungen entlang der Levadas: Viele der Kanäle sind von schmalen Wegen flankiert, die sich perfekt für Wanderungen eignen. Beliebte Routen führen durch üppige Wälder, vorbei an Wasserfällen und bieten spektakuläre Ausblicke. Zu den bekanntesten Levada-Wanderungen zählen die Levada das 25 Fontes und die Levada do Caldeirão Verde.
  • Pflege durch Levadeiros: Die Wartung der Kanäle wird von den sogenannten Levadeiros übernommen, die sicherstellen, dass das Wasser ungehindert fließt. Diese Aufgabe hat bis heute eine kulturelle Bedeutung auf Madeira.

Die schönsten Levada-Wanderungen auf Madeira

Madeira ist ein Paradies für Wanderliebhaber und bietet eine Vielzahl von Levada-Wanderungen, die Sie durch atemberaubende Landschaften und den einzigartigen Lorbeerwald der Insel führen. Hier sind die schönsten und beliebtesten Levada-Wanderwege, die Sie nicht verpassen sollten.

1. Levada do Caldeirão Verde (PR9)

Diese Wanderung zählt zu den absoluten Highlights auf Madeira und führt durch dichte Lorbeerwälder bis zu einem spektakulären Wasserfall.

  • Höhepunkte:
    • Wanderung durch den UNESCO-Laurissilva-Wald
    • Mehrere Wasserfälle entlang des Weges
    • Atemberaubende Ausblicke auf die Natur im Inselinneren
  • Schwierigkeitsgrad: Moderat
  • Startpunkt: Queimadas Forstpark

2. Levada do Rei (PR18)

Die „Königslevada“ ist eine relativ einfache Wanderung und ideal für Einsteiger. Sie führt durch ein grünes Tal und bietet herrliche Panoramen.

  • Höhepunkte:
    • Spektakuläre Aussichten auf das Tal São Jorge
    • Wanderung durch den Laurissilva-Wald, Teil des UNESCO-Weltnaturerbes
    • Zielpunkt: Ribeiro Bonito, der Ursprung der Levada
  • Schwierigkeitsgrad: Leicht bis moderat
  • Startpunkt: São Jorge

3. Levada do Furado (PR10)

Eine der beliebtesten Wanderungen auf Madeira, die von Ribeiro Frio nach Portela führt. Dieser Weg bietet eine beeindruckende Kombination aus dichten Wäldern und weiten Ausblicken.

  • Höhepunkte:
    • Wanderung durch tiefgrünen Lorbeerwald
    • Aussicht auf das Hochgebirge und das umliegende Tal bei klarem Wetter
    • Endpunkt Portela mit Blick auf die Küste
  • Schwierigkeitsgrad: Moderat
  • Startpunkt: Ribeiro Frio

4. Levada dos Cedros (PR14)

Dieser Weg im Nordwesten Madeiras führt Sie durch einen der ursprünglichsten Abschnitte des Lorbeerwaldes der Insel.

  • Höhepunkte:
    • Dichte Wälder und einheimische Pflanzenarten
    • Gelegenheit, seltene Vogelarten zu beobachten
    • Eine der ältesten Levadas Madeiras
  • Schwierigkeitsgrad: Moderat
  • Startpunkt: Fanal

5. Levada do Moinho (PR7)

Die Levada do Moinho liegt im Nordwesten Madeiras und ist eine der ältesten Levadas der Insel. Sie bietet eine ruhige und idyllische Wanderung durch die ursprüngliche Natur der Region.

  • Höhepunkte:
    • Atemberaubende Panoramablicke auf das Landesinnere.
    • Alte Wassermühlen entlang des Weges, die dieser Levada ihren Namen geben.
    • Einfache, naturnahe Strecke durch ländliche Gebiete.
  • Schwierigkeitsgrad: Leicht bis moderat.
  • Startpunkt: Santa (bei Porto Moniz).

6. Levada Nova (PR7)

Die Levada Nova im Süden Madeiras ergänzt sich perfekt mit der Levada do Moinho. Sie bietet spektakuläre Ausblicke und ein abwechslungsreiches Wandererlebnis.

  • Höhepunkte:
    • Panoramablicke auf die Südküste und das Landesinnere.
    • Ein beeindruckender Wasserfall, der über die Levada stürzt – eines der Highlights der Strecke.
    • Eine flache und einfache Strecke, die für entspannte Wanderungen geeignet ist.
  • Schwierigkeitsgrad: Leicht bis moderat.
  • Startpunkt: Lombada da Ponta do Sol.

7. Levada das 25 Fontes (PR6)

Die Levada das 25 Fontes ist eine der bekanntesten und beliebtesten Wanderungen auf Madeira. Sie führt durch dichte Vegetation zu einem spektakulären Ziel: einem Teich, in den zahlreiche Wasserfälle münden – die namensgebenden 25 Quellen (Fontes).

  • Höhepunkte:
    • Einzigartiges Naturerlebnis im Laurissilva-Wald, einem UNESCO-Weltnaturerbe.
    • Der beeindruckende Endpunkt mit einem idyllischen Wasserfall und einem Teich, umgeben von üppigem Grün.
    • Atemberaubende Aussichten entlang des Weges, darunter steile Klippen und tiefe Täler.
  • Schwierigkeitsgrad: Moderat – Einige Abschnitte sind schmal und erfordern Trittsicherheit.
  • Startpunkt: Rabaçal – Von dort führt ein gut markierter Weg durch eine abwechslungsreiche Landschaft, die Wanderer begeistert.

8. Levada dos Balcões (PR11)

Die Levada dos Balcões ist eine kurze, aber unglaublich lohnenswerte Wanderung, die besonders bei Familien und Einsteigern beliebt ist. Sie führt durch den üppigen Laurissilva-Wald und endet an einem spektakulären Aussichtspunkt.

  • Höhepunkte:
    • Wanderung durch den geschützten UNESCO-Laurissilva-Wald, der für seine dichte Vegetation und frische Luft bekannt ist.
    • Der Aussichtspunkt Miradouro dos Balcões bietet einen atemberaubenden Panoramablick auf die Berge Madeiras, darunter die höchsten Gipfel der Insel wie den Pico Ruivo und den Pico do Arieiro.
    • Möglichkeit, seltene einheimische Vogelarten wie den Madeirafinken (Tentilhão) zu beobachten.
  • Schwierigkeitsgrad: Leicht – Perfekt für alle Altersgruppen und ohne große Höhenunterschiede.
  • Startpunkt: Ribeiro Frio – Der Weg ist gut markiert und nur etwa 1,5 Kilometer (eine Strecke) lang.

Alle Levada-Pfade auf der Karte

Eine charmante Zusammenfassung aller Levada-Wege haben die Kollegen von helloguidemadeira.com zusammengestellt. Das PDF ist auf englischer Sprache verfügbar und hier erhältlich. So haben Sie immer die wichtigsten Infos auf dem Handy.

Praktische Tipps für Ihre Levada-Wanderung

Damit Ihre Levada-Wanderung auf Madeira zu einem sicheren und unvergesslichen Erlebnis wird, sollten Sie einige wichtige Hinweise beachten.

Zunächst ist die richtige Ausrüstung entscheidend. Festes Schuhwerk ist unverzichtbar, da die Wanderwege oft uneben und rutschig sein können. Eine ausreichende Menge Wasser gehört ebenso in Ihren Rucksack wie eine Taschenlampe, da viele Levadas durch dunkle Tunnel führen, in denen Sie ohne Licht nicht weiterkommen.

Einige Levada-Wanderwege verlaufen an steilen Abhängen. Diese erfordern eine gute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit, besonders bei schmalen Pfaden. Planen Sie Ihre Wanderungen daher entsprechend Ihrer Erfahrung und körperlichen Verfassung.

Die beste Reisezeit für Levada-Wanderungen ist im Frühling oder Herbst. Zu diesen Jahreszeiten sind die Temperaturen angenehm mild, die Natur erblüht in ihrer vollen Pracht, und die Wanderwege sind weniger überlaufen als in der Hauptsaison.

Da viele der Levada-Wanderwege durch den geschützten Laurissilva-Wald führen, sollten Sie stets auf den Naturschutz achten. Bleiben Sie auf den markierten Wegen, hinterlassen Sie keinen Müll und respektieren Sie die Tier- und Pflanzenwelt, um die empfindliche Umwelt zu bewahren.


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